Vollmundiges l

Wer Richtung Exotik disloziert, stellt sich schnell einmal die Frage nach dem dortigen Essen. Es ist bei mir stets ein Schwanken zwischen Neugier und Misstrauen. Auf den Seychellen ist Creolisch angesagt. Ich kenne diese Mischung aus drei Kontinenten schon aus Mauritius, der Südsee, der Karibik. Aber wie wird es hier sein? Marie Antoinette wird es mir später noch beantworten. Zuerst lande ich aber ganz unlokal im „Bravo“ auf Eden Island. 

Der Südafrikaner „Bred“

führt das luftig lockere Restaurant

am Marinehafen.

Er hat Schwung. Bred, umarmt mich gleich unbekannterweise mit etlichem Schulterklopfen und  präsentiert seine Karte, die im peppig freakigem Look daherkommt. Seine Empfehlung sind die landesbesten Shrimps.  

Das muss ausprobiert sein und wahrhaftig: 

Die Krustentierchen kommen nicht ganz unbescheiden in aufgereihtem Spiess daher. Eine Art Crevettencurasco. Für gute Laune ist jedenfalls gesorgt, denn wenn ich an das delikate Fleisch möchte, muss ich jedes einzelne Tierchen einzeln abseilen.

Das Restaurant füllt sich. 

Bred erzählt, er habe 56 Angestellte. Da müsse der Laden laufen. Immerhin habe ja jeder 3 Wochen Urlaub und 30 Krankheitstage. Rechne! Soviel Unternehmertum verdient Unterstützung und so lande ich an der Sylvesterparty im „Bravo“. Und allein schon für Breds Flamingoanzug hat sich das Kommen gelohnt.

Nicht vordergründig wegen der Kulinarik oder gar der Aussicht hat es ein kleines Lokal auf Eden zum Renner entwickelt. Vintage und viel Kaffee. Ed Sheran quillt übermotiviert aus den Lautsprechern und ergiesst sich über die gelben Kissen. 

Unterhaltung: Zumindest in diekter Form Fehlanzeige, denn ich sitze in der Chatterbox. Eines der ganz wenigen Internetcafees auf den Seychellen. Dem entsprechend starrt Jung und Alt auf das Gerät. der Geräte und ist mit sich selber beschäftigt. Der Service ist zuverlässig.... zuverlässig langsam. Viele kommen zum Frühstück. Gefragt sind die Croissants. Nature oder mit Schokofüllung. Wenn diese schliesslich 100 Megabites später ein Arrivé hinlegen, so

muss man mit gewissen optischen Defiziten rechnen. Je nach Tagesform der Gefriertruhe oder des Personals variiert das Gebotene von luftig-knusprig bis pechschwarz-fladig. Aber es schmeckt soweit, und ich surfe noch eine Runde zum Beispiel zum Thema Waterfront-Essen, und ich bleibe beim



DelPlage“ hängen. Der Wirt hat einen ausgesucht interessanten fotografischen Geschmack und so dürfen diese Kreationen meine Kulinarikbeiträge aus dem Inselstaat jeweils bildlich anführen.

Das „DelPlage“ ist die Anfahrt wert. 

Direkt am Strand und das auf der Sonnenuntergangsseite. Jeanette lässt mir freie Wahl des Tisches. Keine Frage, ich bevorzuge wieder einmal zweite Reihe. Hier werde ich im Schatten bleiben, während vorne schon heisse Sonnenlichter züngeln. Besonders angetan haben es mir die herrlich gepolsterten weissen Lederhochsitzer. Quasi ein Fauteuil auf Stelzen.  Ein toller Gegensatz zum einfachen Plankenboden. 

Und die Fotos... die Fotos... 


Da ich sozusagen schon schwebe, ist die Karte, die sehr feinen Fisch anbietet, schnell durchforstet. Wenig... aber ohooo... der „Millionärssalat“... ein Salätchen aus gerapeltem Palmherz. Es mundet so gut, wie es aussieht. Da ich auf meiner Inselrundfahrt Tage später gleich nochmals hier „abgeladen“ werde, fällt es mir zu, hier nochmals an priviligierter Örtlichkeit speisen zu dürfen. 


Das Thunfischcarpaccio hat Suchtcharakter und das Chickencurry (etwas sehr mild) mit Kürbischutney korrespondiert farblich fantastisch zur Lagune. 

Nach allen Leckereien darf es wieder einmal moderat sein und so zieht es mich in der Hauptstadt Victoria in die als Sehenswürdigkeit erwähnte Markthalle. Wie immer an solchen Märkten ein buntes Gewusel. Der Geruch weist mir den Weg in die Fischecke. 

Da liegen sie, die glänzenden stromlinienförmigen Körper mit starrem Blick. Sonne fällt durch das Wellblechdach. Ein letztes Mal leuchten sie silberschillernd in ihrem Schuppenkleid. 

Der Catch of the day, ein Parotfish,  scheint mir noch zu anspruchsvoll für meine Pfannenkünste, deshalb doch lieber einmal um die Ecke Richtung Früchte. 

Die Inseln sind gesegnet mit allerlei bekannten und unbekanntem Fruchtzauber. Und so darf vermutet werden, dass ich meine Aussicht auf die Berge von Mahé in Begleitung eines „Birchermüesli Exotica“ bewundert habe.  


.... und Marie Antoinette?

Sie wird noch ihren Auftritt haben.

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