Hideaway

Psssst... bitte ganz diskret. Nein, ich erspähe weder Madonna noch Elton J., aber hier könnte ich sie durchaus antreffen. Dass dies nie geschehen wird, dafür sorgt der rumänischstämmige Gregor. Nicht weniger als 6 Personen waren in das Mail kopiert, das sich mit meiner Visite im Maia Resort Mahé befasste, genauer, es war eher eine Audienz, denn mein Einlass war nur mittels Beziehungen überhaupt zustande gekommen. Schon als ich das erste Mal auf den Seychellen weilte, wurde ich des fast ehrfürchtigen Gemunkels gewahr: „Ahh das Maia, der Ort der Royals, Prominenten, der Schönen und Reichen. Entweder Du bist Agent für Highend-Premiumreisen oder Du investierst den Tagessatz von minimum € 2500 für eine Übernachtung. Sonst bleibt Dir der Einlass verborgen.“


Coco de mer
Coco de mer

Den Spruch der Lateiner „terzium non datur“ (es gibt keine dritte Möglichkeit), vergrabe ich unter einer endemischen Coco de Mer .... und...

Voilà; ich bin da. Das heisst, der Pförtner versieht vorerst noch  seinen verantwortungsvollen Job auf das Genauste. Es bedarf schon noch einmal eines Telefonates bis der Ausstieg aus dem Gefährt erlaubt wird. Die Tür wird aufgerissen. Mit angedachten Hüftschwung elegantiere ich mich aus dem Hintersitz, was den Stretch meines magnoliafarbenen Cocktailkleides mit Exotikblumenmuster beträchtlich fordert. Aber wenn edel, dann edel, hatte ich bei der Garderobenwahl gedacht. So stöckle ich nun auf 8 cm hohem Hochglanzpumps erwahrtungsfroh in die mit stillem Wasser unterlegte Willkommenspagode.... und warte. 

Ich finde mich mitten im Blätterwald. Vogelgezwischer, ein Gecko ruft. Duft von Vanille. Gerade vertieft in diese Gaben der Natur, höre ich ihn zuerst gar nicht. Gregor. Leise ist er mit seinem Golfbuggy angesummt. „Herzlich willkommen, Madame!“ sein sehr gutes Deutsch kommt fröhlich über die Lippen.    

Wir begrüssen all unsere Gäste mit dem Herzen“ und er legt seine Hand auf sein Herz, eine leichte Verbeugung. Schnell setze ich mich zu ihm in den Wagen. Schliesslich möchte ich in der im Voraus gewährten kostbaren 30 Minuten möglichst viel sehen.  Umso erstaunter bin ich, dass Gregor zuerst ganz persönlich aus seinem Leben plaudert, während wir die steilen Serpentienen an den palmenbestandenen Hängen hochkurven:“ Ich komme aus Rumänien, bin aber mit einer Seychellerin verheiratet. Meine Leidenschaft gehört dem Fussball. Ich war Trainer der Seychelles Fussballnationalmannschaft mit der ich auch an den innerpazifischen Spielen teilnahm.  Da ich aber diverse Sprachen spreche, wurde ich auf den diskreten Beruf der Gästebetreuung im Maia angesprochen.“ Dem Fussball sei er aber treu geblieben. Er engagiere sich nun für die Juniorennati. 

Langsam geben die lushgrünen Wipfel der Bäume die traumhafte Sicht auf die Bucht und den Strand frei. Die Fahrt geht vorbei an strohbedeckten  doppelspitzigen Cabanas, jede komplett in den Urwald eingebettet. 

„Madame, ich behandle Sie nun so, wie wenn Sie ein Arrivée wären. Sie merken: Wir haben keine Lobby, wir haben keine Rezeption. Ihr persönlicher Butler fährt Sie direkt in Ihre Villa. Dabei wird geachtet, dass nicht gleichzeitig andere Gäste die  Fahrt kreuzen. Sie verstehen! Diskretion!

In Ihrem Haus wird Ihr Butler nach dem Service eines Willkommensgränkes alle Formalitäten in der Villa erledigen, desgleichen bei Abreise.“


Inzwischen sind wir ganz am Ende der Peninsula angekommen... und Fortuna,  Du bist mein!!! Damit hatte ich ja gar nicht gerechnet. Ich darf eine Villa besichtigen und erst noch eine der schönst gelegenen: Nr. 221.


Ein glänzendes Holztor mit schweren Eisengriffen öffnet sich. Mir bleibt fast die Luft weg. Dieser Platz: „Maia, Göttin

und Geliebte des Zeus. Hast Du Dich auf diesen millionenjahrealten Granitfelsen geräkelt, als Du ihn...?

Nun... der Göttervater wird wohl, da er ständig flott von Dame zu Dame unterwegs war, weniger Interesse am Meeresblick be„zeugt“ haben; aber die heutigen Gäste dürfen sich auf diesen organisch geformten Liegen ausbreiten und die Welt vergessen. 

Daran wird auch ihr Butler alles daran setzen. „Sie wünschen das Frühstück am Strand ? Sehr gerne.“ „Den Veuve Cliqot auf den roten Poolliegen? Of couse.“    

Das Abendessen speziell für Sie vorbereitet und am Tischchen am Geländer mit Tiefblick serviert? Volontier.“ 

„Oder doch lieber ein Überraschungs-Cadlelight-Tête-à-Tête mit den Füssen in den sanftanrollenden Sonnenuntergangswellen für ihr Herzblatt? Avec plaisier.“

Und am Abend,“Madame“, Gregor schwärmt, die Augen leicht geschlossen. „Sie erfrischen sich im Endlesspool sternschnuppenpflückend bis ein goldener Schein Sie nach oben lockt. 

Die im oberen Pool integrierte Mosaikbadewanne erstrahlt im Schein von 50 Kerzen.“ Und ich spinne seinen Gedanken weiter: Ihr Flackern streichelt mystisch die sandfarbenen Säulen. Rot-pink-gelbe  Rosenblätter floaten im Wasser... die Musik...........Calum Scott & Leona Lewis im Duett. „You are the reason... I climb every mountain and swim every ocean to get to you.“


Imgagine!!“

Dieser endlose Luxus bringt mich zur Frage, was denn im Tagespreis inbegriffen sei. „Alles Madame“... „wir haben mit wenigen Ausnahmen ein Inklusivkonzept. Seit wir dieses eingeführt haben, konnten wir die Belegungszahlen ganz erheblich steigern. 60% der Gäste verlassen die Villa nie. Sie können den Butler rund um die Uhr in Anspruch nehmen. Bei maximaler Auslastung von 70 Gästen in 30 Villas kümmern sich 200 Angestellte um das Wohl und die Privatsphäre der Bewohner.“ Ich bin beeindruckt. 


Gregor durchwandert mit mir auch das Zimmer mit handgehämmertem Tropenholzboden. Regenwalddusche im Palmenhain, Steinlavabos mit Meerblick, die Suite, kein technischer Wunsch bleibt offen. 

Ich reisse mich los. Wir sind schon spät. Gregor lenkt wieder zum Kulminationspunkt. Da oben: Ein wunderschönes Green, aber nicht für Golf. Ein Helikopterlandeplatz und wenn leer, ein beliebter Ort für Trauungen. 

Er, Gregor, sei häufig einer der Trauzeugen, nicht selten sei nämlich die Verheiratung geheim oder im allerengsten Kreis. Es sei recht unkompliziert. Die Zivilstandsbeamtin würde ins Hotel gebeten und schon bald könne das romantische JA Wort unter dem Rosenbogen gehaucht werden. Liebende aller Religionskombinationen und Ausrichtungen seien herzlich willkommen.  

Wir müssen nun aber schnell weg. Eine Butlerin ist eingetroffen. Sie wird für ein Pärchen ein Überraschungsdinner auf diesem Platz vorbereiten. Hoffen wir mal, dass kein Helikopter herankoptert. 

Auf mich warten  eh noch die Spacabanas mitten im Dschungel. Wer Lust hat, darf sich von Indonesiens Meistermasseur durchkneten lassen. Schattenboxen sei auch auf dem Programm, aber da würden sich die scheuen Gäste eher einen Personal Trainer in ihr Reich holen. 

Gregor legt noch einen stolzen Stopp im Weinkeller, pardon, in der Weincabana ein. Alles önologisch Illustere gibt sich hier die Ehre. Mein spontanes Heimweh nach zugerischen Fruchtbränden sollte im Restaurant noch Folgen haben. 

Die Lokalität des Restaurants vermittelt Outdoorfeeling;


die Sonne flirtet ihr Adieu mit den feingliedrigen Wedeln der Palmen. Rote Scheinwerfer. Der perfekte Romantikmix.

Die Speisekarte gibt sich kosmopolitisch. Mediterran, Thai, Indisch, Japanisch. Ich werde fündig und geniesse die Atmosphäre. Und nun noch ein Digestive? Usanzgemäss ein Blick, in der Hoffnung, Kirsch oder Williams zu finden. Schliesslich wurde ersterer schon ab 1874 via Zuger Kirschwassergesellschaft bis nach Havanna und Hong Kong verschippert. Tatsächlich, mein Auge bleibt hängen „Vieux Kirsch“. Ich glaube zu spüren, dass mein Wunsch, die Flasche zu sehen, bei der Bedienung  internes Entsetzen auslöst. Wie hätte ich es dem Kellner verziehen, wenn er jetzt eine Notlüge platzieren würde. „Madame, der Kirsch ist ausgegangen.“ Aber nein, er sucht die Flasche und das dauert. Sein zerknirschter Ausdruck anlässlich der  Rückkehr ist selbsterklärend. Er hat die Flasche; aber sie ist nackt. Ohne Etikette. Sehr ungewöhnlich und somit bleibt die Provenienz des Wässerchens in Dunkeln. 

Mein Kellner: Ein unbeholfenes Lächeln, ein Schulterzucken. „Wissen Sie; wir verkaufen das höchstens 1 Mal im Jahr.“ Er schenkt einen Schluck in das eisgekühlte Glas. Meine Nase erkundet: Das Destillat hat schon seit langem ausgehaucht. Der Gaumen bestätigt und meine Mine lesend, wird auch sogleich versichert, dass diese Verkostung offeriert sei. 


Nun tritt noch hoher Besuch an mein Tischchen. Der Direktor, Herr Ferrari. Ich bedanke mich ganz herzlich für diese Führung durch das Hotel. Als Dank würde ich ihm bei meinem nächsten Besuch eine Flasche Vieille Kirsch aus dem Hause Etter mitbringen. Mit seinem feinen Mandelgeschmack und der warmen Bernsteinfarbe wird er der verwöhnten Kundschaft ein neues Geschmackserlebnis auf dem Gebiet der veredelten Wässer ermöglichen. So verbleiben wir mit der Freude auf ein Wiedersehen und es heisst bye bye mit einem herzlichen Händedruck. Das Tor schliesst sich hinter mir. 

Die Welt von Madonna, Elton & Co bleibt zurück. Die Anlage ist ein perfektes Hideaway für alle, die absolute Privatheit suchen. Ein Traum. Doch ich freue mich, dass die Scheinwerfer von Dominiques Auto mich erfassen. Mein Lieblingstaxifahrer und Verlässlichkeit in Person. Schön, dass ich so ganz unprivat und ganz undiskret normal in seinen weissen SUV klettern darf. Als ich die Türe schliesse, sehe ich am Himmel noch das Sternbild der Plejaden nahe des Orion aufstrahlen. Wie hatte Gregor erklärt: „Das Hotel hat seinen Namen vom hellsten Stern, der jeweils über diesem Platz aufgeht.“ 

Ein letztes Twinkle. „Stern, nur Du... siehst,  was an diesem Ort „tout à fait privé“ vor sich geht. 

Maia, Sternengöttin: „Hüte diese magischen Momente.“ 

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Kommentare: 1
  • #1

    Dorte (Montag, 21 Mai 2018 20:51)

    Bin froh dass ich in jedem Hotel gehen kann, ohne erkannt zu werden �