„Sans grüesst gnä Föilein Doktor!“ Diese Worte des Direktors des „Hotels De France“ in Wien klingen mir immer noch in den Ohren. 30 Jahre her und noch so präsent wie meine damalige Verwunderung über die Anrede. Ich war nämlich noch unendlich weit weg von irgendwelchen unversitären Ehren. Aber es war wohl so, dass mein Vater (seines Zeichens Dr. iur.), der mich auf die Städtereise mitgenommen hatte, das Personal zu dieser Willkommenskreation inspiriert hatte.
Dieser Schmäh, immer wieder Sissi, und nochmals Sissi, Plüsch und Schmankerl. Das war das sympathische Kurzresümée des damaligen Wienabstechers. Wie würde sich die Stadt verändert haben? In einer Stunde werde ich meine Entdeckungen beginnen, denn ich muss viele Lokationen abklappern. Im September werde ich mitverantwortlich sein für eine Gruppenreise mit Niveau.
Ich schliesse den Sicherheitsgurt, zupfe das Austrian Airlines Magazin aus dem Vordersitz. Schon auf den ersten aufgeschlagenen Seiten wird es bunt. Sehr bunt; ich erfahre, dass just an diesem Wochenende die Regenbogenparade in Wien
stattfinden wird. Ich bin entzückt, wollte ich doch immer schon eine Prideveranstaltung als Zuschauerin besuchen. Und beunruhigt: Ausnahmezustand in der City und kein Fortkommen oder gewisse Touristenpunkte geschlossen?
Nun Veronika wird das schon im Griff haben. Sie holt mich am Flughafen ab. Ich freue mich riesig auf sie. Seit meinem Traumkreuzflug, den ich mit ihrem Reisebüro „HL-Travel Swiss“ erleben durfte, habe ich wunderbare Freunde in Österreich gefunden. Veronika, Richard Frühwirt und ihre Tochter Melanie. www.hltravel.at,
Als ich ihnen erzählte, dass ich eine Reise nach Wien im September plane, hiess es: „Toll,
wir zeigen Dir die Stadt!“
Und so kommt es, dass ich schon bald im Auto von Veronika verquantet bin und auf geht es zum Hotel „Grand Ferdinand“, das ich aus meinem naiven Übermut heraus selber als mögliche Lokation für meine Gruppe gespottet hatte. Wir fahren vor. Lage top, Entrée gefällt mir: Wieher! Originell.
Das Zimmer ebenfalls kreativ aber klein und trotz ansprechendem Edelvintage, gewöhnungsbedürftig. Die Glasdusche bietet keinerlei Diskretion und ist nur wenige Zentimeter neben dem
Bett plaziert. Schrank oder Schreibtisch: Fehlanzeige. Das Personal sehr jung und leicht überfordert. Die fantastische Dachterrasse reisst den Gesamteindruck nicht heraus: Veronika und ich: Unsere Blicke treffen sich: Das wird noch ein interessantes
Hotelwatching Wochenende werden.
Bevor es auf Sightseeing geht, darf ich das Büro von Familie Frühwirt besuchen. Hier werden all die spannenden Reisen designt und massgeschneiderte Fernwehträume wahrgemacht. Meine Dokumente für die nächste Reise sind auch bereits in der Bearbeitung. Ich werde im August an der nördlichen Hemisphären-Reise teilnehmen. Spitzbergen-Grönland-Alaska- Russland-Mongolei. Den Papierkrieg für alle Visen darf ich entspannt den Profis überlassen. Jetzt noch ein herzliches Grüssgott von den Herren der hausinternen IATA-Agentur.. Ahha... sie sind es also, die meine Flugtickets ausstellen. Hätte ich sie nur schon früher gekannt, als ich in Ohaka in einem Hurrican steckenblieb und so froh gewesen wäre, wenn ich eine deutsche Stimme am telefonischen Ohr gehabt hätte, die mich nicht als irgendeine Nummer abgestempelt hätte, die meine Rückreise organisiert hätte. Die Tickets umgebucht und ausgestellt hätte.
Mit sehnsüchtigen Augen wandere ich an den Katalogen der nostalgischen Starklipper Schiffen vorbei. „Eines Tages... eines Tages....Käptn steche ich in See...“
Nun heisst es aber: Ab in die Sketschers! Die fussläufige Innenstadtrunde beginnt. Vorbei an der fast venezianisch anmutenden Karlskirche weiter Richtung Oper. Durch die Unterführung, wo die wohl berühmteste Erleichterungsanstalt wartet, auf dass ich einen Blick hineinwerfe.
Das Drehkreuz verschluckt meinen Euro und vermittelt mir daraufhin, das besondere Erlebnis. An diesem stillen Örtchen ist es allerdings eben gar nicht lautlos, sondern fulminante Opernmusik begleitet die diskrete Aktivität. Vibriert meine Blase gar schon im hohen C der Königin der Nacht?
Wieder an der Oberfläche winkt die erste Wiener Sünde. Das „Café Gerstner“. Diese Lampenschirmchen, die ihre gerafften Stoffröcklein In Safrangelb
und Kupferrot leuchten lassen.
Nun die ziselierte Treppe hoch. Eine Kaffeestube mit samtigweichen, in abtempiertem Bordeaux, gehaltenen Sofas erwartet mich. Durch die hohen Fenster kann ich dort bei einem „verlängerten Braunen“ das wuselige Treiben vor der Oper beobachten. Fiaker... die Hufe klappern. Chinesische Stadtführer.... Fähnchen schwenkend. Erste Besucher der Regenbogenparade.
Ein verstohlener Blick in die Vitrine.... hmmm....diese Apfelstudeleien. Zart bestäubt mit Puderzucker.... lauwarm...was, wenn Sauce Vanille und das Gebäck fusionierten... in meinem Munde? Meine Neugier auf die oberen Stockwerke lenkt mich gerade noch rechtzeitig ab. Eine dunkle Stiege... Fotos auf Athrazitwand.... oben: Eine opulente Inszenierung aus Schwarzglaslüster und Goldspiegel erwartet mich.
Das Restaurant ... mir scheint das Bild der Capella Sixtina auf. Wer dieses Ambiente mag, fühlt sich hier königlich. Einfach Sissi pur.
Veronika hat aber noch ein 10‘000 Schritte Märschchen in petto. Kärtnerstrasse. Shopping Nirwana... und natürlich findet sich hier das Mekka jeder blingbling-affinen Person. SWAROVSKI.
Der Halsreif... ohh ja der enge, silberne ... ein Strasswahn. Ich bleibe hart. Das Foto gibt es von der Rolltreppe. Die glitzert auch so unglaublich.
Wieder hinaus in die Menschen. Ich lasse mich treiben... und begegne besonderen Gestalten: Sie sind Protagonisten für eine Autowerbung.
Also zumindest meine Aufmerksamkeit konnten sie erhaschen. Stumm stehen sie mit ihren konfektionierten Gesichtern da.
Fast verletzlich in ihren filigranen Kleidern. Sie würden auch perfekt in die Designweek vom 28.9. - 7.10. 18 passen. Diese wird mit spannenden Installationen im Wienerstadtbild für optische Erfrischung sorgen.
Das ist das Stichwort für Veronika. Apéro!!! Wir stehen vor dem „Schwarzen Kameel.“ Ja bitte mit 2 ee!! Die Kellner zucken unter ihrem weissen Sackos nur bedauernd die Schultern. Wieder mal brechend voll hier. „Reservierung“ lautet das Zauberwort! So entgeht mir das, was die Geschäftleitung über die Lokalität schreibt: „Das schwarze Kameel ist ein Mikrokosmos der Wiener Genussfreuden.“ Wir ziehen an der Bognergasse einige Häuser weiter zu „The Bank“. Im Hotel Hyatt wird Gaumenspassiges in einer alten Sparkassenhalle geboten. In Pool und Bar findet man sich sogar in den Tresorräumen wieder. Der monetäre Name ist Programm. Sicher eines der besten Hotels in Wien. Der Apérol Spritz leuchtet sein freches Orange im Glas. Tolles Haus aber wir haben Besonderes für unsere Gruppe an Kultur geplant. In der Oper möchten wir das einmalige Wiener Ambiente einatmen. Auf dickfloorigen Teppichen am Champagner nippen und das tun, was hier alle tun.... Schauen! Dies und andere exklusive Aktivitäten wird unser Nächtigungsbudget leicht unter Druck setzen. Während wir noch über das passende Hotel sinnieren läutet das Telefon:
„Ja servus, I bin‘s der Richard. „Du ... wo seids ihr? Bin schon da“....Natürlich haben
wir Ladies uns wieder mal verplappert. Sind gleich um die Ecke bei Dir!
„Herr Ober bitte zahlen... ist recht so“ ja übrigens.... nur nie das Trinkgeld vergessen!!!
Wir hasten um die Ecke. Stolz streckt der Stephansdom seine filigrane Gotik in den Himmel. Und gegenüber ein moderner Glaspalast. Das „Haas-Haus.“ The place to beeeeee. Und genau hier, direkt am Fenster darf ich nun speisen. Klar, Richard hat den besten Tisch in einem der besten Restaurants. Was bin ich priviligiert und wirklich lieben Dank für dieses Erlebnis. Auf der ausgewogen-edlen Speisekarte entgehe ich der in Wien omnipräsenten Schnitzeldebatte (wo gibt es das Beste) vorerst noch elegant. Tafelspitz wird meine Wahl traditionell mit Spinat und Apfelkreen. Ein Gedicht. Draussen hat Petrus die blaue Stunde angeknipst. Die Sicht auf den Dom ist umwerfend im Licht der Dämmerung. Für Richard und Veronika ist aber „gut“ für ihre Gäste nie gut genug. Und so wird versichert, dass es auf der Terrasse und in der Skybar noch schöner gewesen wäre... aber die Bise!
Das ist aber hurtig vergessen. „Mariken“ tritt an unseren Tisch. Bussi hier und Bussi da. Sie
ist trotz geführter Velotour und weiteren Spaziergängen noch auf Wunsch von Richard und Veronika vorbeigekommen. Seit 30 Jahren ist sie mit Herz und Charme Gästebetreuerin. Und sie ist engagiert,
committed. Ganz zu Beginn ihrer „Laufbahn“ schickte sie ihr erster Chef mit taufrischem Führerschein ans Nordkap. Ganz alleine meisterte sie die endlose Fahrt und organisierte einen Sommer lang
Touren im hohen Norden. Mariken, fängt mich sofort mit ihrer ansteckenden Begeisterung ein.
Was würdest Du uns auf einem Stadtspaziergang zeigen. Wir wollen nicht 0815. „Ja alles verrate ich nicht. Aber ich weiss um die Geheimnisse, Gerüchte und Anekdoten, die sich in dieser herrlichen „Societas Wien“ verbergen. Es geht um das Leben, die Menschen... !! Und noch der ultimative Kulturtipp? Da wo noch nicht jeder war?“ „Psssst .... 90 Millionen Prunk und Gold: „Palais Liechtenstein“. Es gibt an handverlesenen Daten höchstens einmal pro Woche eine öffentliche Führung. Sonst darf man sich als Gruppe für eine private Führung .... ich sage mal so: „Bewerben“.
In Marikens Handy poppen Bilder auf... Wouww .... wouwww .... wouwww. Meine inkarnierte-royale Seite aus meinem letzten Leben feiert. Reinstes K&K. Königlich... kaiserlich. Noch verweile ich aber im modernen „Haas-Haus“ und für den späten Abend werfe ich die Sissizeiten noch konsequenter über Bord.
Wien glänzt nämlich, fast wie keine andere Stadt mit Dachgärten und Bars in luftiger Höhe. Vom feurigen Dachhimmel des „Sofitel“ hatte ich immer wieder gehört. Deshalb ein Verdauungsmarsch vorbei an der coolen „Mottobar“ direkt am Kanal und über die illuminierte Brücke zum Hotelturm.
Der Eindruck ist gespalten. Die Aussicht, das Interieur top.... aber die Musik: Gnadenloses Hämmern. Für alle, die sich sowieso nicht unterhalten möchten, kann das ein idealer Ort sein. Vorausgesetzt
man ergattert Sitzflächen. Diese werden nämlich für Hotelgäste freigehalten... die evtl. gar nicht kommen. Wir suchen bald einmal das Weite. Kurz darauf: Ich falle auf mein VintageKlassikBett und mein Schrittzähler wird heute ausnahmsweise geliebt. 15‘300.
Der andere Morgen sollte schon bald neuen Aktivismus entfalten. Veronika: „Das brandneue Weltmuseum... erst seit September 2017 geöffnet.“ Also ist Treffpunkt um zehn Uhr. Mit Ringtram Nr. 2 finde ich die museale Neuheit problemlos. Museumsbezirk. Da ist der Kunstbeflissene jeder Stilrichtung bestens aufgehoben. Der freundliche Kassier erklärt, dass das eigentlich das ehemalige Volkskundemuseum sei. Aber unter diesem verstaubten Titel könne man heute nicht eine einzige Socke hinter dem Ofen hervorholen. Deshalb neu: „Weltmuseum.“ Die Halle mit Bistro könne man übrigens ohne Ticket besichtigen.
Es geht im Schnellverfahren durch die Hallen. Das grosse Highlight der Exposition ist das Original der „Federkrone Mocdezumas“. Ganz zum Leidwesen der Mexikaner ist ihr nationales Identifikationskultstück in Europa gelandet.
Es ist so wie das Rütli und Wilhelm Tell für die Schweiz und wirklich allein für diesen Augenblick lohnt sich der Eintritt. Für weitere global-indigene Präziosen fehlt uns die Zeit. Bald schreiten wir durch den Volksgarten, wo ein Momentum „Griechenland“ aufscheint.
Im Kaffee Landmann ist ein typisch wienerischer Stopp vorgesehen. Wir plumpsen entspannt auf die Stoffbank und der freundliche Kellner preist die Eigenkreation des Hauses an: „Sachertorte in Erdbeervariante.“
Frisch gestärkt möchte mir Veronika noch ein Restaurant vorstellen. Nicht ganz zentral. „Gut, Taxi?“ „Nein“, lächelt Veronika verschmitzt, „mit Juliane“. „Wer, was?“ Ich verstehe nicht. Veronika zückt ein türkisblaues Kärtchen. Carsharing und so was von genial. Die App heisst „Drive now“. Per Handy orten wir den nächstgelegenen Wagen und der stellt sich auch gleich mit Namen und Bild selber vor: „ Hi, ich bin Juliane.“
Wir kreischen auf: Ein schwarzes MINI Cabrio gleich um die Ecke. Flupps ist der Schnügel geöffnet. Wir geben uns topless und ab durch die Stadt mit ultimativem Fahrspass. Am Ziel einfach Parkplatz suchen. Bezahlen muss man nicht. Das war es. Abrechnung erfolgt elektronisch.
Wir freuen uns auf einen Blick ins Kempinski. Eines von Veronikas Lieblingshotels. Und sie liebt das hiesige Tartar. Natürlich ist SIE mein Gast. Die Zubereitung wird am Tisch zelebriert. Herrlich zartscharf.
Ein tolles Haus... für mich aber einen Tick zu wenig zentral. Wird das auch Barbara so sehen?
Sie, die Gründerin und Präsidentin des „The International Circle“, ist gerade im Anflug. Wir beide werden die Weiterbildungsreise für unseren Networking-Club organisieren.
Bald sitzen Veronika und Barbara sich an einem Bistrotischen gegenüber. Opernkarten, Flüge, Besichtigungen, Hotels.... wouww zwei Vollblutprofis. Schnell nimmt das Projekt Form an. Veronika muss uns dann aber doch verlassen....nicht ohne den letzten Geheimtipp: Restaurant „Buxbaum“.
Nicht weit vom Stephansdom aber sehr sehr gut versteckt in einem Innenhof, wo auch heute noch recht berühmte Schauspieler wohnen. Draussen ein einfaches Gärtchen, innen sehr gepflegt mit vielen Laternen.
Die Küche prima und hochstehend,
das Personal heute etwas fahrig. Und so landet der Espresso grossflächig auf meinem geliebten Tupfenkleid. Mit ca. einem halben Liter Zitronensaft wird Notfallhilfe geleistet. Ich denke es kommt gut. Unsere intern erhitzten Gemüter kühlen wir anschliessend in einer der vielen Eisdielen ab: „Zanoni“und andere Italiener locken mit Sauerkirsch, Latte Macchiato & Co. Langes Anstehen für diese sinnliche Verführung. Banane/Pistazie ... ein herrlich kindliches Geschlecke und so bin ich an der Treppe zu einer Bar hinauf,
schon wieder zu einem getupften Spässchen aufgelegt.
Tags darauf:
Die Samstagssonne blinzelt auch schon früher als bestellt durch die Vorhänge. Barbara ist voller Tatendrang. Zimmerbesichtigungen.
Zuerst das ehrwürdige „Bristol“, wo die Uhr in der Zeit der Dynastien angehalten wurde. Aus den Reihen des Personals begrüsst uns „Asaat“ herzlich zu einem Rundgang. Mit Engelsgeduld schliesst er immer wieder eine weitere Kammer auf.
Das „Bristol“, wirklich unmittelbar an der Oper gelegen, strahlt Würde aus; die Zimmer Diversität. Einmal ältlich, dann wieder etwas aufmodernt, mal kabäuschenhaft klein aber herzig.
Mir gefällt es hier mit dem nostalgischen Lift, wo man sogar sitzen könnte, und auch der Treppenaufgang versprüht alte Klasse. Der Esssaal wärmt meine Augen mit Bernsteintimbre. Das kann man einfach dunkel finden oder man liebt das.
Es kommt mir hier vor, als führe ich im Orient Express. Nicht von unserer Zeit aber charmant.
Barbara wendet allerdings zu Recht ein, dass es mit einer Gruppe schwierig werden könnte, da die Zimmer uneinheitlich sind. Veronikas Empfehlung, das „Le Méridien“ ist als nächstes dran. Aussen: Classic.... wir treten ein.... ohhhhh.... Luft, Licht Design.!
„Naomi“ im petrolgrünen Hingucker-Overall nimmt uns auf die Tour. Qui, oui... oui. Das ist es. Die Zimmer sind zwei !! Wochen alt. Auf dem neusten Stand. Modern aber nicht puristisch.
Frühstücksambiente: Hell, Restaurants trendy,
Champagner-Bar mit kleinen Häppchen: Brilliant. Und schliesslich die Lage.
Sensationell. Museen einige Schritte. Operndistanz: Highheelkompatibel. Voilà. Wir wurden fündig.
Beschwingt traben wir deshalb durch den Burggarten Richtung Palmenhaus
und schliesslich .... ja Barbara hat das schon zu Anfang ganz klar fokussiert: „Das Sacher!!!“
Diese Idee erleuchtet allerdings noch rund 100 andere Besucher. Anstehen. Wir bemerken, dass es beim „Sacher übers Eck“ weniger Bewerbungen hat. Nach 15 min. in der Reihe dürfen wir hoch. Wir schlänzen uns in die edelrot schimmernden Sofas .... und sind einfach glücklich.
Jetzt genau jetzt greife ich in die Schnitzeldiskussion ein. Hier kann man eine Variation von drei ganz kleinen Schnitzelprobiererli bestellen. Knusperbröseltastisch sind alle drei.
Und nun zum Star. Die Torte, die dem Confiseur 34 Arbeitschritte abverlangt und deren globaler Erfolg sich darin zeigt, dass jährlich 350‘000 Stück ausgeliefert werden. (Nun die Zuger Kirschtorte bringt es auch auf 250‘000 Stück jährlich). Zum Glück wird auch hier ein Miniatürchen angeboten natürlich mit Schlagobers. Man muss sie in Wien einfach auf der Zunge gefühlt haben.
Finalmente noch ein Blick in die „fürnehmen“ Salons des Hotels. Augenschmaus für Romantiker.
Wieder auf der Strasse präsentiert sich die Lage froh und extrabunt. Die Regenbogenparade ist bereits auf der Ringstrasse in voller Aktion. Also schnell den Zaungast spielen und die Idee von Toleranz mitunterstützen.
Wir haben den Plausch und viele andere auch.
Was passt nun besser als die Sonderausstellung von Keith Haring in der „Albertina“ aufzusuchen. Stundenlang könnte ich vor den Bildern sitzen, die Menschen darin suchen. Gleicht einem Wimmelbild.
Kritische Botschaften mit einfachen Strichen ausgedrückt und Farbe. Ein Glücksstern meines Museumspalmares.
In einer Woche ist Schluss,
aber ab Mitte Juli wird im Leopoldsmuseum die halbe Welt bei der Klimtretrospektive anstehen. Das Motto: „Come for a Kiss!“
Nach drei Etagen „Albertina“ spüre ich nur noch Gummi in den Knochen. Per Pedes oder Taxi?
Nein, wir raffen uns nochmals auf. Google Maps führt uns und lässt uns schliesslich sträflich im Stich. Das „ef16“ ist eben sehr kaschiert und in einer Gasse mit lauschigem, mit wildem Wein und Efeu, bekletterten Wohnhof untergebracht. Ein heimeliges Gewölbe, Kerzen, ein herzlicher Gastgeber, der den Gourmetführer „falstaff“ schon seit fünf Jahren mit zwei goldenen Gabeln überzeugt: „Stefan HO.“
Seine Küche bietet genial Gutes, nicht überkandidelt: Echt, frisch, authentisch. Ein Ort zum Wohlfühlen. „Stefan, wir kommen gerne wieder!!“
Wenn wir jetzt noch durchblicken lassen, dass wir noch die Ritz-Carlton Rooftop Bar besuchten und da unsere Informationsreise ausklingen liessen. Sagt doch: „Mädels: Seids verrückt... ein Megaprogramm“. Ja es war intensiv aber ich habe Sissis neues Wien kennengelernt. Eine Stadt, die sich von Kristalllüstern und royalem Dunst emanzipiert hat und dies trotzdem immer noch mit Stolz pflegt. Und Sissi? Ihr würde es hier gefallen. Sie war nahe an den Menschen. Sie würde all das Neue entdecken. Sich mit ihm verändern. Wenn wir sie nur aus ihrem Mythos entlassen würden. Als Sinnbild als letztes Bild das „Oevre“ in der Lobby des Le Méidien. Romy Schneiders (sie das cinéastische Alterego von Sissi) Portrait gearbeitet mit Bambusrohren. Wenn man sich vor dem Bild bewegt, ändert sich der Ausdruck des Gesichtes.
Die Optik ist entscheidend... und hierfür bietet Wien sympathisch-facettenreiche Erlebnisse.
Ich freue mich auf mehr!
Wienerische Betrachtungen.
Kommentar schreiben
Roland Gadient (Dienstag, 26 Juni 2018 06:36)
Salü Franziska Wieder wie gewohnt von Dir, sehr gute Aufnahmen und gekonnte Beschreibung, was ich vermisst habe sind der Besuch in den 'Katakomben' Wiens Unterwelt. Gruss Roland
Renate Jauch-Wagner (Samstag, 30 Juni 2018 15:00)
Ich als „Heimweh-Wienerin“ (lebe nun schon über 60 Jahre in der Schweiz) kann nur sagen: punktgenau getroffen und beschrieben und wie auch beschrieben: Sissi (Sisi) hätte ihre wahre Freude und Franz Josef würde sagen: es wahr sehr nett, hat mich sehr gefreut...aber meins is des ned�� sonnige Grüsse