Schlafen bei Mephisto

Der Teufel trägt Prada ... und in Basel treibt er es ganz dreist. Er hat sich in der ehemaligen Klosteranlage St. Leonhard eingenistet.


Was soll ich da zum Dreifachpreis bei den frommen „Les Trois Rois“ unterschlüpfen, wenn der sündige Abgrund mit solcher Originalität und attraktiven Preisen lockt. Vom „Barfü“ (Barüsserplatz) ist es ein Katzensprung hinauf zum Teufelhof*** . 


Im Vorgarten herrscht gerade Stühlerücken und Kistenschleppen. „Was los heut Abend?“ „Jaaa coole Icebar ... kommen Sie auch?“ Mein „Klar sicher“ wird sich als Fehleinschätzung entpuppen. Ich werde im „Isak“ beim Münsterplatz hängen bleiben..... aber das weiss ich jetzt noch nicht. 


Zuerst checke ich nun beim Teufel ein. 

Man hat mich erwartet und das Zimmer im Galerieteil des Hotels ist schon bereit. Ich trete ein. 14 qm, klein aber so praktisch eingerichtet. Ich komme mir vor wie Fausts unschuldiges Gretchen... weiss ... weiss... weiss. Die Wände, das Bett, die Kissen, der Tisch, der Stuhl, der Schrank, die Lampe. Eigentlich hätte ich gerne eines der Art-Zimmer im andern Flügel gehabt... aber keine Chance. So erlebe ich eben das unbefleckte Erlebnis und es gefällt mir sehr gut. Nichts lenkt ab; ich schlummere später in nichts als puristischer Reinheit und staune des Morgens, wie man auf 3 qm ein komplettes Badezimmer samt Dusche einrichten kann. Das kleinste Bad ever mit Ausnahme von Tokio.

Wo Luzifer residiert,  kann nicht das Gewöhnliche sein. Wie könnte er sonst Menschenkinder verführen. Im andern Flügel der Anlage befinden sich die beliebten Art-Zimmer. Ganz unterschiedliche Künstler kamen, wie erwähnt, zum Zuge und durften nach Lust und Laune gestalten. Nach einigen Jahren wird wieder neu eingerichtet. Da zur Zeit gerade keine Besichtigungen möglich sind, setze ich meine Entdeckungstour mit einem Audio-guide fort. 


Über das kunstgeschmückte Treppenhaus lockt er mich in den Untergrund. Plötzlich stehe ich unvermittelt auf geschichtsträchtigem Terrain. Die alten Stadtmauern von Basel. Und der Meister der Unterwelt hat das Potenzial erkannt und einen 24-Stunden Weinladen namens „Fallstaff“ eingerichtet. Hier bezirzt er die Kunden mit Schaumwein aus eigener Kelterung, eigenem Gin (Rheinbrand) und mit allerlei traubigen Präziosen. 

Für Tafelung und Tasting im privaten Rahmen, schliesst sich zwischem altehrwürdigem Gemäuer ein polyvalent einsetzbares Gewölbe an. 


Mein spannender Weg führt treppauf, treppab durch weitere Basler Geheimgänge.

Spätestes jetzt wird mir klar. 

Der Teufelhof ist nicht einfach Hotel. Er ist Ein  weitum bekanntes Gast- und Kulturhaus. Hier zückt der gehörnte Hausherr weitere Verlockungen. Allen voran das angegliederte Theater. 

Für die Betreiber das ganz besondere Herzblut. Der Hotelbetrieb ermöglicht mit seinen Einnahmen sur place  staatsunabhängige Bühnenkunst. 


Oft und gerne: Politisches Kabarett... frechschnäuzig. Anders. 


Vor den Vorstellungen wrd von den Besuchern gerne das ausgezeichnete gastronomische Angebot benutzt. Ich habe im Restaurant „Atelier“ reserviert. Der letzte Tisch. Das Angebot kommt auf grossen weissen Blättern, die ich, wahrscheinlich zur Freude des Teufels, wegen einer Kerze neben dem Brotkorb in Brand setze. Nach diesem feurigen Studium der Naschereien, folge ich der Empfehlung der Bedienung. Bestes Kalbskotelett in Town. Butterzahrt!!  


Die Theaterbesucher brechen auf. Für mich Gelegenheit für ein Schwäzchen mit dem Kellner. Der Name des Restaurants möchte den Werkstattcharakter der Speisekarte betonen. Die Gäste können selber ein individuelles Menu aus allen Speisen zusammenstellen. Alle Kombinationen sind möglich. 

Zum Finale lässt mich noch ein Name schwach werden. „Maître Antony“. Der Käsepapst aus dem Elsass. Das Plättchen samt fliessendem Brie bringt mich in den ciel de fromage. 

Nun aber aufgesprungen. Bevor die Theaterbesucher zurückkehren.... ab in die Bar... eine der besten der Stadt. Hier hat Mephisto unter Kristallüstern eine fantastische Auswahl an globalen Feuerwassern aufgestellt. Ich verfalle... verfalle.... bis tief in die Nacht. 

Nebenan befindet sich das mit Stern und Punkten dekorierte  Gourmetlokal „Bel Etage“. Die Meistros beugen sich konzentriert über ihre Töpfe. Von Gästen Ich höre begeisterte Kommentare: „Geniessen auf Wolke 7“ ..... zum Glück aber ohne Satansbraten.

Die Macht des Obscuren zieht noch einen letzten Trumpf. Selbstgebrautes Bier... tief unter den Stadtmauern. Helles, dunkles. Welches habe ich genommen?

Engel oder Teufel??

Ja.... Gretchen „Francesca“ ist dem Ort erlegen. Verführt von höllisch Gutem, was das Leben unterhalb des Himmels lebenswert macht. 


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Kommentare: 2
  • #1

    Müller Albert (Sonntag, 27 Januar 2019 20:24)

    Was du nicht alles an Kunst und Kultur erlebst - die Muse des Lichts, den Teufelhof und Schlafen bei Mephisto - warum nicht bei Goethe...So möchte ich eine Stadtführung in Basel mit DIR als Stadtführerin erleben...

  • #2

    Roland Gadient (Montag, 04 Februar 2019 02:54)

    Hoi Franziska, Da kann man nur sagen Basel war eine Reise wert. Gruss Roland