Wind of change

Schreibt Francescaontour nicht mehr?“, fragte Stephan, als man sich kürzlich begegnete. „Ja...stimmt....lange nichts gepostet... ich muss warten, bis „es“ in mir schreibt.“

Dabei hatte ich doch schöne Erlebnisse geniessen dürfen. 

Dabei hatte ich doch auch einen Artikel begonnen. Und dieser nahm folgenden Anfang:

Bei der Kirche Bad Ragaz zweige ich ab. Wie herrlich die Lichterallee. Mein Herz geht auf. Ich steige aus. Der Conçierge, der hier im Quellenhof Resort Bad Ragaz zum Inventar gehört und schon die ganze Welt begrüsst und verabschiedet hat, winkt mir zu: „Hallo... schön... wieder einmal bei uns? Willkommen.“

Mein Blick erfreut sich an der klassischen Fassade des Traditionshauses, meines Lieblingshotels. Aber etwas ist anders. Da oben.... ja, da oben: Ein Schriftzug in Neonlettern:

EVERYTHING IS GOING TO BE ALRIGHT.

Ich entscheide mich zu lächeln: 

Good Vibes für die Mitarbeiter... für die Gäste. Wir können sie gebrauchen.

Diese Inzidenzen. Dauernd diese Zahlen. 

Die Buchstaben auf dem Dach aber flüstern und locken: Komm, vergiss doch mal dieses ewige Thema. Schick Deine Gedanken und Gefühle hier in ein Hoch. Nur zu gerne schreite ich unter diesem hoffnungsvollen Spruch in das Hideaway-Erlebnis. 

...aber dann verliessen mich die Worte.

Dabei hatten doch...

....die antik inspirierten Hallen getragen von den marmorierten Säulen des Helenenbades zum türkisblauen Wellness-Vergnügen eingeladen.

...die Flammen der lodernden Feuer im Garten, die sich in schwarzen Wasserflächen spiegelten, die Szenerie in olivkupfernes Licht getaucht.

...die mit leuchtenden Blüten übersäten Geäste „flowering cherrytrees“ gezaubert.

...die fahle Morgensonne den mystisch meandernden Nebel golden durchleuchtet.

 und die alten Muirwoods-Methusalems als schattige Riesen in den jungen Tag begrüsst.

... und  hat mich der Zwei-Michelin Sterne-Meister, Sven Wassmer, in lukullisch-astrale Sphären entführt. 

Hier, im „Memories“, drängt sich nicht Show auf den Teller. Das Menue surprise wird poetisch in ein Gedicht verpackt.

Die Seelen der Gaben der Natur stecken in jedem Detail. Eine kulinarische Reise getragen und inspiriert von Achtsamkeit und Respekt für das Geschenkte.

Das Einfache wird zum Star. 

Das Sauerteigbrot, von deren „Mutter“ ich später ein  Glas erhalte... 

auf dass sie bei mir weiterleben und gedeihen möge. Einem neuen Brot ein knuspriges Dasein schenke.

Das im Estrich des Quellenhofs gefundene Silberbesteck, dessen Ziselierungen den alpinen Saibling adeln. 

Der gehobelte Radiccio, der eine Liaison mit dem Schatten aus Belle-Epoque-Kristall eingeht. 

Gehauchter Trüffel, so dünn, dass er sein Mizelgeflecht aufscheinen lässt.

Der Randen, der zur Rose wird, die im Gaumen zum Hochgenuss erblüht.

Das alles in einem Ambiente, das den Fluss des Lebens, der Sinne zeichnet.

Danke Sven... für dieses Erlebnis.

Aber eben diese Eindrücke, die sich der Tiefe meiner inneren Betrachterin so freizügig und üppig dargeboten hatten, wollten sich vor drei Wochen nicht entfalten. Sie waren gefroren. 

Ich muss sehnsüchtig warten auf den Moment, der nicht voraussehbar ist. Der sich plötzlich einstellt. Aber wenn... aber wenn ... durchzuckt er mich.

Und dieser Moment ist: NOW!!

Ist der Auslöser das Aushauchen von „Roxana“? Mit 169 Stunden Kilometern war sie gestern über Gütsch ob Andermatt gebraust. Die Balken des Hauses hatten in der Nacht geknackt... sie pfiff und sauste. Sie trieb die Flocken waagrecht durch die Gassen. 

Jetzt stehe ich Tags danach in herrlichstem Sonnenschein auf der Ebene der Reussen mit Sicht auf das Winterhorn. An den felsigen Graten der Berge lässt sich Roxana zu einem letzten Tanz bitten.

Fast übermütig pustet sie den Schnee über die Kanten... jagt ihn in himmlisches Blau, um die pulvrigen Wolken sogleich wieder einzufangen und gegen das Tal zu drücken. Sie wirbelt. Sie rotiert. Sie putzt. Sie räumt auf. 

Das Weiss der Hänge gleisst weisser als Weiss, ja es legt sich gar einen silbernen Glanz zu.... und ich spüre.....

die schreibenden Gedanken werden wieder liquid. 

Ist Roxana gar ein Sinnbild, das in mir aufsteigt? Eine neu gespürte Liberté? All diese Beschränkungen. Alles soll jetzt plötzlich fallen. Weg damit.... weg. Schnell. Luft... atmen....Durchzug... frischer Wind.

Roxana - Künderin des Wind of Change?

Scorpions:

„Like a storm wind that will ring the bell of freedom“. 

Der Wechselwind.... der wieder das Auge für das Detail schärft. 

Der uns mitträgt. Uns leicht wie Schneesand über die Ebene schweben lässt.

Der Wegweiser erzählt wieder von Verwirklichung und nicht nur von Fernweh.

Mach Dich auf!

Steig ein!

Nimm Fahrt auf!

Dein Weg ist frei!

Gönne es Dir!

Träume nicht nur das Ungewöhnliche!

Begegne ihm!

Von zuckrigen Bergspitzen umgeben, kreist auf dem Oberalp das Leuchtfeuer im roten Turm. Leuchtturm trifft Alpenfirn.

Es dreht....dreht....dreht. 

Unendlich die Möglichkeiten, die sein Strahl erhascht.

Auf zu neuen Zielen.