Contemplatio

Das Tor steht offen. Vor mir eine frischgrüne Allee. Es zieht mich… zieht mich hinein….. in Eneas Wunderwelt.

Vor einiger Zeit stolperte ich über einen Artikel: Ich  war fasziniert: Baummuseum von Enzo Enea in Rapperswil-Jona.

Es musste Frühling werden. 

Unter den Supfeichen schäumt frisch erblühter Rhododendron im Zyklam und Rosé. Flankiert von zarten  Farnen.

Ich wandle.


Es ist Montag und wenig Menschen da. Aus der ganzen Welt pilgern Baumliebhaber zu diesem Garten. 


Ein Ort absoluter Harmonie und Ehrfurcht vor den blättrigen Kreaturen. 

Während Jahrzehnten haben sie ihre Äste verquickt, die japanischen Ahorne. Hier warten sie, bis der Meistro für sie - irgendwo auf der Welt - ein endgültiges Zuhause erschaffen hat.


Wo auch immer.

Leise streichelt der Wind ihre tiefgeschlitzten Blätter. Zittern.

Mächtige Zedern lassen ihre Äste wie Adlerflügel in den Himmel spreizen. Helles Nadelgrün trifft Himmelblau.

Die Allee geleitet mich zu einer Lounge am stillem Teich. Outdoordesign auf Holzdeck verwöhnt das Auge des wohnaffinen Betrachters. 

Dass hier auch Tickets für das Baummuseum verkauft werden: Nebensache. Ich begebe mich auf den Rundgang und spüre, es gibt hier noch eine Nebensache: Zuviele Worte.

Die Ruhe, das zelebrierte Ying & Yang, umarmt mich. 

Ich gebe mich der Wirkung hin.

Tulpen in Crème und Weiss geben ihr Farewell.

Weisse Iris kontrastieren strahlend aufrecht  puristisch zur elegant geschwungenen Amphore.

Betörender Duft lockt mich in eine verwunschen Ecke hinter der  Orangerie.

Es ist die Glyzinie.

Süsse Opulenz in der Nase.

Lila Regen. Tropfend.

Mauern erkletternd.


Bin ich in Avignon?

Dazwischen Kunst.

Extrovertierte.

Mächtige.

Lustige.

Bunte.

Ich setze mich in den lichten Schatten.


Ruhe… Ruhe.


Ab und zu die Tirade des Buchfinks



Frühling in Hochform.


Auch der Sommer steht schon an.

Die Seerose hat sich geöffnet.

Die Strauchphäonie  lässt bereits ihre Staubgefässe tentakeln.

Immer wieder suche ich mir ein neues Plätzchen. 

Elegante Bögen sprühen glitzernde Wasserperlen.


Zuletzt am Teich.


Meine Augen trinken.


Meine Seele fächelt sich Gelassenheit und Stille zu.

Mein Blick schmiegt sich in die unendliche Schlaufe aus Marmor.


Endlos ….. endlos. 


Contemplatio!

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Kommentare: 8
  • #1

    Ursula Tandler (Dienstag, 10 Mai 2022 12:44)

    Liebe Francesca
    Danke, dass du uns mitnimmst in das von Enea choreographierte Naturspektakel. Es ist schon einige Zeit her, dass ich dort war. Deine Poesie lädt ein, wieder hin zu gehen.
    Danke� und bis bald einmal
    Ursula

  • #2

    Sonja Wöss (Mittwoch, 11 Mai 2022 07:06)

    Bis zum Schluss, nicht nur eine Aufenweide� Ich habe schon gehört davon. Aber das es so schön ist, habe ich nicht gewusst. Und dann noch verpackt in so eine schöne Geschichte! Danke Franziska

  • #3

    Oswald (Mittwoch, 11 Mai 2022 10:28)

    Vielen Dank für die gut beobachteten Details im reichen Garten von Enea. Da kommt schon der Wunsch auf, die tolle Anlage und die vielen Details selbst zu erkunden.
    Besten Dank und ebensolche Grüsse, Oswald.

  • #4

    Albert Müller (Mittwoch, 11 Mai 2022 11:40)

    Wunderbare Bilder - wie immer - für mich grossartige Beschaulichkeit...

  • #5

    Rena de la casa (Mittwoch, 11 Mai 2022 22:28)

    Farben, Düfte, Weite und Nähe komponiert zum Eintauchen in eine von Menschenhand traumhaft erschaffene Insel der Ruhe.
    So nah, schenkt Freude und Energie.
    Gracias, Francesca!

  • #6

    Antje Stiemerling (Donnerstag, 12 Mai 2022 13:19)

    Liebe Franziska,
    was für ein zauberhafter Rundgang durch den Tag Enea. Du nimmst mich mit mit deinen Bilder Impressionen und Texten.
    Sehr gerne setze ich diesen Ausflug auf meine Wunschliste, beim nächsten Besuch in der Schweiz.

  • #7

    Antje Stiemerling (Donnerstag, 12 Mai 2022 13:21)

    Korrektur: Park Enea

  • #8

    Dorte (Donnerstag, 12 Mai 2022 19:07)

    Ich sehe schon - dort müssen Alex und ich hin! Danke für den schönen Beitrag.