Royal Excursion

Nach der Nächtigung in einem imperialen Boxspringbett gelüstet es die Queen zu einer Unternehmung. 

Zu meiner Überraschung heisst der ultimative Ausflugstipp der lokalen Tourismus-Lakaien nicht „Ring of Kerry“ sondern: „Gap of Dunloe“.

Es wartet eine höchst attraktive Rundtour ab Kate Karney Cottage um den Purple Mountain herum.

Der Weg führt über einen malerischen Pass zwischen den Kerry-Bergketten. Kleine Seen winden sich langgestreckt zwischen Moosgrün und kleinen Felsen. 

Man kann den ersten Teil wandern (ca. 2,5 -3  Std. auf und ab) oder für mich bietet sich standesgemäss ein sogenannter Jaunting-Car an, eine der Jagdkutschen. 

Diese werden am Ausgangspunkt gerade mit stoischer Ruhe vorbereitet. 

Pferde anschirren, 

striegeln, frisieren, 

Neuigkeiten austauschen. Es gibt hier keine Eile.

Man teilt sich am besten ein Gefährt mit anderen Gästen, damit der Spass bezahlbar bleibt, denn es werden einfach 4 Plätze à je Euro 35 berechnet.

Schon auf den ersten Metern legt sich die Karosse mächtig in die Kurve. Nichts da mit gemütlich Traben. Tempo, Tempo durch die grünen Hügel.

Fantastisch…. 

dafür gebärdet sich die Meteorologie zusehends weniger royal. Von Kaiserwetter keine Spur. In meiner

gallopierenden Sänfte wird es jetzt so richtig nass. Leider hat mein Hofstaat den regenresilienten Baldachim vergessen einzupacken. Kelly, die Kutscherin breitet behelfsmässig eine blaue Plastikblache über die Knie der Gäste und ich greife zur Ersatzvariante Knirps, die allerdings vor den aufkommenden Windstössen teilweise kapituliert und sich nach aussen stülpt. 

Es giesst, Kelly treibt intensiv die Stute an, es rattert, schüttelt und feuchtet. 

Die Passhöhe gibt den Blick in das Black Valley frei. Schwarze Berge. 

Es geht nun gemütlich bergab; auch die Wolkenwand hat sich von einer Minute auf die andere verzogen. Typisch irisch eben. Eine hügelige Landschaft erfreut der Betrachterin Auge. Meanderndes Schwarz trifft Irisch Grreen. 

Bald heisst es aussteigen. Steiff von Wind und Wetter sammle ich meine königlichen Knochen zusammen.

Das Zwischenziel heisst Lord Brandons Cottage, das ich mit Gefolge über eine Steinbrücke erreiche. 

Die Aussicht ist famos. Zu Füssen liegen der Obere See und spiegelnde Teiche.

Allerdings: Auf hohen Besuch ist man hier nicht vorbereitet, bzw. auch nicht daran interessiert. Das höchste der Gefühle ist Irish Coffee, der mit aller Zeit der Welt aufgegossen wird, auch wenn 20 hungrige Mäuler Schlange stehen. Aber wofür? Hühnerbrühe oder feucht-pampiges Schinkensandwich aus Toastbrot. Nur Cash bitte! 

Nachdem der Kelch der gepflegten Ausflugskulinarik rücksichtslos an mir vorbeigezogen ist (Proviant selber mitbringen), verlasse ich diesen ansonsten sehr charmanten Ort und werde zum schilfumstandenen Pier geleitet, wo eine Barke auf mich wartet. 

Das Sicherheitskonzept sieht vor, mir einen lagustinen-farbigen Wams namens Schwimmweste überzustülpen. 

Es folgt eine traumhafte Fahrt durch unberührte Landschaften des Nationalparks. 

Kräuselnde Wasser, knorrige Bäume, sumpfige Auen. 

Wir folgen dem sich windenden Flüsslein, das den

upper Lake mit den unteren Seen verbindet. 

Unter den pittoresken  Brücken sind wohlweislich auch royale Häupter einzuziehen. 

Und plötzlich tut sich die Weite des grossen Loch Leín auf. Die königliche Barke nimmt Kurs auf Ross Castle. Wie damals als die Engländer die Trutzburg vom Wasser her einnahmen und damit in dieser letzten Schlacht Irland eroberten. So sad for the Irish, sorry!

Ich setze jedoch in friedlicher Absicht und als begeisterte Besucherin der Gegend meinen höfischen Fuss wieder an das Gestade. 

Am Abend lasse ich mir noch den schwarz-weissen Hermelin umlegen und begebe mich in der Stadt zu Hennigan‘s Bar, um mein 48-stündiges  Königinnentum mit einem standesgemässen Mahl und einer anständigen Pint zu beenden. 

Es lebe Kerry Kingdom.

Hipp hipp houraaa !!!

Hipp hipp houraaa !!!

Hipp hipp houraaa !!!