The Castle II

Hauptsache, man ist immer wieder einmal für eine Überraschung gut.

Seit 2016 betreibe ich meinen Reiseblog, in dem es mir vor allem um die Freude am Schreiben und Fotografieren geht. Die Passion, meine kleine Schaar von Lesern und Leserinnen für sinnliches Reisen zu begeistern. Klar war für mich auch immer, dass das nicht ein privates Fotoalbum sein soll; meine Travelbegleitungen (sofern ich nicht solo die Welt entdecke), sind deshalb ganz bewusst nie oder selten abgebildet. 

Zu diesem besonderen Aufenthalt, zu dem ich eingeladen habe, soll es dafür einmal anders sein.

Erkunden wir also zusammen, dear family, was Ashford Castle, alles zu bieten hat.

Was wir zuerst in Irland gelernt haben: Reservieren, reservieren und nochmals reservieren. Pfeilbogen-  bzw. Tontaubenschiessen und Reiten sind schon ausgebucht; Kajak zu kalt. Zum Glück habe ich den Falkenwalk schon vor sechs Wochen gefixt, und das hat sich mehr als gelohnt. 

Auf dem Gelände befindet sich die älteste Falkenschule des Landes. Hier werden Spaziergänge mit den Vögeln angeboten.

Das tönt ziemlich gemächlich, umso überraschter sind wir, als sich das Programm als höchst interaktiv herausstellt. 

Unsere Rancherin „Amy“ mit violetten Haaren, Brille und Tächlichäpli stellt uns die beiden Falken „Wookiee“ und „Joda“ vor. Und schon bald geht es los. 

Wir werden die Jagdfalken selber, geschützt mit langen Lederhandschuhen, tragen und fliegen lassen.

Geschickt nestelt Amy an diversen Bändern herum mit denen sie die Vögel bei Bedarf wieder bei sich behalten kann. 

Nun heisst es Handschuh an, Faust, Arm ausstrecken. Joda weiss: „Super…. Touristen… das gibt Futter!“ Hier werden keine Freundschaften zwischen Mensch und Tier geschlossen. Es ist einfach ein Deal. Auf dem Handschuh liegt immer ein Möckli Fleisch. Da lohnen sich ein paar Flugübungen.  

Wir ziehen durch das wilde Unterholz. „Arm strecken“ ruft Amy, „mit leichtem Ruck nach vorne“, und tatsächlich, Wookiee hebt ab und steuert eine hohe Föhre an und beobachtet mit scharfem Blick das Geschehen. „Arm runter!!“

Dann der Befehl: „Arm hoch…strecken, Faust!

schschschschsch….Wookiee rauscht an und landet auf dem Lederhandschuh und holt sich ihre Belohnung. 

Wie im Nu verFLIEGT die Zeit sprichwörtlich. Was haben wir für einen Spass und bewundern, wie die Falken pfeilschnell über unsere Köpfe surren und unsere Arme als An- und Abflugpisten nutzen. 

Doch plötzlich: Wo ist Joda? Er hat sich auf den bewachsenen Waldboden gestürzt. 

„Eine Maus… eine Maus!“ Er hat sie. Joda breitet seine Schwingen wie einen Schirm. 

Wookiee hat es nämlich gemerkt und möchte ihm die Beute abjagen und schlägt aufgeregt mit den Flügeln. „Nix da“, signalisiert Joda, „allein meins“. Amy tröstet Wookiee mit ein paar Extrahäppchen. Aufgrund von Jodas Zwischenverpflegung dauert der Walk etwas länger; zum Schluss gibt es natürlich noch ein paar Erinnerungsschnappschüsse 

von den Hobbyfalknern. Es war ein ganz besonderes Erlebnis.

Am Nachmittag nimmt uns Kapitän Patrick an Bord.

Seit Generationen bietet seine Familie Ausflüge zu Wasser auf dem Corrib-See an. Der grösste See Irlands.

Heute besuchen wir eine der Inseln. 

Patrick ist alles in einem: Kapitän, Reiseführer, Sprüchekkopfer, Autor eines kleinen Geschichtsbandes über See und Schloss, wobei er auch nicht vergisst, dass J.F. Kennedy und Ronald Regan schon im Schloss übernachtet haben.

Auf der Insel erforschen wir die Ruinen 

der frühchristlichen Kirchen und erfahren von Patrick, dass hier ein ganz besonderer Grabstein zu finden ist. Es trägt die zweitälteste christliche Inschrift der Welt.

Patricks Boot tuckert sehr gemütlich, was nun mit der Buchung  17 Uhr (vor fünf Wochen gebucht) für den Spa kollidiert. 

Hechelnd erreichen wir badebemantelt und mit goldbestickten Frottéeschlärpli den Empfang. Hier gibt man sich beinhart. Der Timeslot beträgt genau 60 Minuten; bleibt uns gerade noch eine Viertelstunde Pool; Sauna gibt es nicht. Dafür ist das Intérieur wirklich sehr geschmackvoll. Ein Augenschmaus.

Der Abend ufert in ein kleines Whiskeytasting aus. In den Ledersesseln fühlt es sich etwas von Welt und Geschichte an.

Am Folgetag pflegen alle das  „ Laissez faire“. 

Gärten erkunden.

 Türme erklimmen.

Momente zelebrieren.

Das Nachbardorf Cong besuchen.

Am River die Seele baumeln lassen.

Schach spielen.

Den  Billardraum besuchen.

Den Weinkeller erforschen, der in einem alten Zubringertunnel liegt und, wo auch private Essen und Weintastings organisierbar sind.

Ein letztes Mal streifen wir durch die ehrwürdigen Räume. Alles ist ruhig, niemand da. Wollen wir noch etwas „DOWN TOWN ABBEY“ spielen?

Das Casting kann beginnen:

Jubilarin mit Spiegel.

„Diplomat“ unter Kronleuchter.

Young Lady vor Kaminfeuer.

Posing im Guinnes-Fireplace.

Next Generation.

The Family.

Es war einfach fantastisch.

Merci, dass Ihr mich begleitet habt.