Inspiratio Genf

Biden und Putin nächtigen ab heute in Genève. Leider kam es nicht in die Kränze; dieses liebenswürdige Hotel. 


Ich könnte Ihnen das „Angleterre“ an bester Lage am Quai Mont Blanc empfehlen. Das Boutiquehotel mit 45 Zimmern strahlt einen versöhnlichen Charme aus. 

Man ist stolz, eines der ältesten familiengeführten Hotels der Welt zu sein. Der Grossvater Stanley Tollmann eröffnete mit seiner Frau Beatrice den ersten Betrieb in Kapstadt vor 100 Jahren. Der Sohn baute das Unternehmen zu inzwischen 20 Traumlokationen aus. Diese präsentieren sich unter dem Namen „red carnation collection“. Ich vermutete schon etwas Laszives ... „ahhh... red carnation“ verführerisch, schmelzend, aber es heisst simpel „rote Nelke“. Was mein Blut aber doch zum Kochen bringt, ist die Tatsache, dass die Kette in Irland ihr Signature Hotel betreibt. Im „meinem“ Traumschloss „Ashford Castle“. Da wollte ich schon immer hin. Irland ich komme. 

Nun zu Biden und Putin. Russische oder amerikanische Wanzen sind wohl im Intérieur nicht zu erwarten. Die Töchter der Eigentümer richten nämlich mit seehr viel Liebe weltweit alle Zimmer individuell und höchstpersönlich ein. Sie jagen in Schlössern und Brockenhäusern oder auf Versteigerungen nach möbeltastischen Trouvaillen und verhüllen die Wände mit opulent gestickten Seidentapeten. Fazit für Geheimdienstler: Die eher unberechenbaren Einrichtungs-Kombinationen würden Abhörspezialisten ins Verderben stürzen. Also doch bereits ein Pluspunkt.

Für das Pressefoto beim Begrüssungs-Handshake würde ich die beiden Herren in der Lobby im orientalischen Zweisitzer versinken lassen und sie anschliessend ins stimmige Restaurant zum Dinner geleiten. 

Dieses kleidet sich - den politischen Positionen angepasst - in Schwarz und Weiss.

Nicht nur die Liebe, auch die Diplomatie setzt auf Magenkatarsis, sprich das Essen. Nach filigran dargebotenen Ouvertüren, wäre danach doch auf die persönlichen Vorlieben einzutreten. 

Für Joe der Edelburger mit Fries im Newspaper-Wrap 

und für Naturbursche Vlady ein vielleicht handgefischter Saibling direkt von der Angel ohne Schickimicki.

Die Vertafelung samt Aussicht möge zu gegenseitig sprudelnden Erleuchtungen führen, gefördert durch entsprechenes Ambiente. 

Anlehnungen an das zaristische  Bernsteinzimmer mit kristallenen Lichtern oder für den amerikanischen Katholiken und fast Pfarrer eher mit pastoraler Note. 

Dies ergäbe anschliessend die Grundlage, den Abend in der stadtbekannten und legendären Jaguar-Bar ausklingen zu lassen.

Während Barkeeper Martin den Wodka und den Irish Scotch hochschüttelt, 

böte sich hier für den Grosswildjäger Putin die Gelegenheit, sich an heikle Themen heranzupirschen 

und wer weiss, vielleicht schaltet Joe temporär auf Grün. 

Sollten die Kontrahenden aneinandergeraten, wäre ein Rücken-an Rücken-Seating auch kein Problem, um nach der cooling-off-period

doch noch in der Smokerslounge eine Versöhnungszigarre zu rauchen.

Im „Angleterre“ wäre alles bereit.

Es wird doch wohl niemand an diesem stimmigen Ort dem andern die kalte Schulter zeigen?









Besuch April 21